Eine Grünflächenaktion auf dem Jüdischen Friedhof? Mitten im Winter? Die Q1 dürfte sehr skeptisch auf diesen Tag im Rahmen der Präventionstage geschaut haben.  

Der Hintergrund war, dass die Q1 etwas Gemeinnütziges machen sollte, etwas, das sonst keiner machen würde. Über Herrn Dr. Suhr vom Stadtarchiv kam dann die Idee mit dem jüdischen Friedhof am Ostglacis in Wesel auf. Ein geradezu verwunschener Ort mitten in Wesel, der im Dornröschenschlaf zu liegen scheint und den selbst viele alteingesessene Weseler nicht kennen.  

Zunächst war daran gedacht worden, die Grabsteine zu reinigen, was aber aus denkmalschutzrechtlichen Gründen nicht erlaubt ist. Da der Friedhof aber seit Jahren nicht mehr gepflegt wurde, haben wir uns trotz Wetterrisikos für einen Rückschnitt der Grünanlagen entschieden. Im Vorfeld wurde die Jüdische Gemeinde in Wesel um ihre Zustimmung gebeten und auch eine denkmalschutzrechtliche Erlaubnis wurde eingeholt, da die Grabsteine nicht berührt werden durften.  

Am Morgen des 19. Januar lagen noch 2 cm Schnee, die die Unternehmung beinahe zum Scheitern gebracht hätten. Doch die Niederschlags-App war zuverlässig, der Schneeregen zog ab und der Schnee schmolz wieder.  

So ist die Q1 zusammen mit Herrn Scheepers und Herrn Stenmans zum Ostglacis gefahren, dick eingepackt und gewappnet mit Gartenscheren, Rechen, Eimern und anderen Gartengeräten. Auch drei Schubkarren waren im Bus.  

Vor Ort hatte der ASG Wesel einen Container aufgestellt und uns im Vorfeld mit Warnwesten und Handschuhen ausgestattet. Von der Stadt waren Frau Hippler-Born von der Denkmalschutzbehörde und Herr Dr. Suhr vom Stadtarchiv am Friedhof. Beide hielten einen kurzen Vortrag, zum einen zum jüdischen Bestattungsritus, der mit dem christlichen insofern nichts zu tun hat, als dass die jüdischen Gräber für die Ewigkeit sind und die christlichen nach 25 Jahren einfach weitergenutzt werden. Herr Dr. Suhr berichtete über die Entstehung und Nutzungsdauer des Friedhofs. Die Neugier der Schüler:innen wurde auch dadurch angetrieben, dass sich unter dem Grün die Grundmauern einer jüdischen Waschhalle befinden sollten, die man gerne entdecken wollte.  

Dann waren eineinhalb Stunden Arbeit angesagt. Und es ging sehr gut voran, auch wenn die Grundmauern des Waschraums am Ende nicht gefunden wurden. Schon schnell sah man, wie sich das Dickicht aus Dornen und Sträuchern lichtete. Am Ende war der Container voll. 

Die Q1 hat trotz einiger zerschundener Hände und kalter Füße diesen Weseler Gedenkort in bemerkenswerter Weise wieder in den Fokus gerückt. Denn: Auch der WDR war vor Ort und hat die Aktion in Bild und Ton für die Lokalzeit Duisburg festgehalten. Der Vorher-Nachher-Vergleich lässt eindrücklich erkennen, wie viel eine ganze Schulstufe zu schaffen im Stande ist. Dafür gebührt ihr Dank! 

(Burkhard Scheepers, 20.1.23) 

Beitrag der WDR Lokalzeit Duisburg